Pietenfeld feiert drei Tage lang seine erste urkundliche Erwähnung

Pietenfeld (klk)

Die über 20 Akteure des Pietenfelder Theatervereins standen am frühen Sonntagabend bereit, fertig geschminkt, frisiert und in Kostümen, „die Lumpen“ hatten mit ihrem ersten Stück die knapp 400 Zuschauer eingestimmt – dann aber kam das, was für ein Freilichttheater das Aus bedeutet – der Regen. Damit blieb den Pietenfeldern der krönende Abschluss eines rundum gelungenen Festwochenendes anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung leider verwehrt.

1111 Jahre Pietenfeld war – trotz des Wehmutstropfens mit dem ausgefallenen Theater – ein voller Erfolg, so die Bilanz der Organisatoren der dreitägigen Feier zum Jubiläum des Dorfes mit langer Geschichte. Die Ortschaft Pietenfeld hat am Wochenende voller Stolz ihre erste urkundliche Erwähnung im Jahr 908 mit einem großen Jubiläum gefeiert. Das Jubiläum, ein Fest von Pietenfeld für Pietenfeld, wird sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.

Bereits am Freitag konnten die zahlreichen Besucher bei stimmungsvoller Musik von den „Noodnfieslern“ bei herrlichem Sommerwetter bis weit nach Mitternacht ihren Ort feiern. Inmitten des Dorfes, auf ihrem Dorfplatz, hatten die Pietenfelder mit der eigens aufgestellten Bühne und den Festzelten drumherum ein gelungenes Ambiente geschaffen, wie bereits am ersten Abend deutlich wurde. Spätestens als die Band erstmals das „Pietenfelder Lied“ anstimmte, welches dank eigens angefertigter Bierfilze mit dem aufgedruckten Text von allen Besuchern lautstark mitgesungen werden konnte, war allen klar, dass die Entscheidung das Jubiläum zu feiern, die richtige war. Die extra installierte Beleuchtung an der Pfarrkirche schuf bei zunehmender Dunkelheit die passende Atmosphäre. So wurde bei bester Tanzmusik kurzerhand der Platz vor der Bühne zur Tanzfläche. Am Samstag wurden die Feierlichkeiten am Nachmittag mit einer Dorfrallye fortgeführt. Hierzu hatten sich 62 Teilnehmer angemeldet, die in buntgemischten Gruppen zehn verschiedene Stationen in und um Pietenfeld abarbeiteten. Hierbei erhielten die Teams auf unterschiedliche Art und Weise zahlreiche Infos rund um ihren Heimatort und dessen Geschichte. An einer Station mussten die Teilnehmer z. B. Katharina Hein als Zeitzeugin über die früher unterrichteten Schulfächer befragen und sich im Schreiben in altdeutscher Schrift versuchen. Weiter standen auch einige Spiele, aber auch knifflige Aufgaben auf dem Programm. Am Ende der abwechslungsreichen und informativen Tour der KLJB Pietenfeld wurde das beste Team mit einem Preis ausgezeichnet. Nach einer kurzen Verschnaufpause stand für die Pietenfelder Vereine ein „Wer-kann-Was-Abend“ auf dem Programm. Hierzu hatten sich vorab zehn Vereine angemeldet. Ein Gewitterschauer, welcher pünktlich zum geplanten Start über dem Dorfplatz herabprasselte, tat der Stimmung der Besucher und Teams zum Glück keinen Abbruch und mit einer dreiviertel Stunde Verspätung konnte Josef Rudingsdorfer, der gekonnt und in Showmastermanier durch den Abend führte, endlich alle Teilnehmer begrüßen. Zu Beginn wurden jeweils zwei Vereine zu einem Team zusammengelost und starteten zugleich mit dem ersten Spiel. Nicht nur bei der Auswahl der Spiele, sondern auch bei deren Namen hatten sich die Verantwortlichen des Abends kreativ gezeigt. So hieß es in der ersten Runde „Kartoffel klauben“. Möglichst viele Kartoffeln sollten hierbei auf den Armen eines Mitspielers gestapelt werden. In der zweiten Runde waren dann die „Gscheidhaferl“ gefragt. Hier mussten die Teams unter Beweis stellen ob ihnen alte Pietenfelder Mundart-Ausdrücke noch geläufig sind. Das Publikum in und vor den vollbesetzten Zelten war hier erstmals mit Feuereifer dabei. Im nachfolgenden Spiel „Züwasser“ war nicht, wie von vielen vermutet, die Trinkfähigkeit gefragt, sondern tatsächlich Zielwasser von Nöten. Möglichst viele Bierfilze sollten hier in Milchkannen geworfen werden, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Im vierten Spiel „Luz amoi“ war nicht nur das Gehör, sondern auch die Summ-Fähigkeit gefragt. Die vorgesummten Lieder versuchten hierbei selbstverständlich nicht nur die Mitspieler, sondern auch das begeisterte Publikum zu erraten. Moderator Josef Rudingsdorfer erkannte hierbei gleich „unerkannte Talente“ für die Pietenfelder Chöre. Im abschließenden großen Finale, bei dem die Mannschaften doppelte Punkte ergattern konnten, war dann tatsächlich „die ganze Manneskraft“ gefragt. Beim klassischen Maßkrugstemmen wurden die Muskeln bis aufs letzte ausgereizt und erst nach sieben Minuten stand ein Sieger fest. Dank der doppelten Punktzahl durften sich am Ende das Team des Schützenvereins und der DJK Pietenfeld/Adelschlag Sieger des „Wer-kann-Was-Abend“ nennen und den Siegerpokal entgegennehmen. Für die musikalische Umrahmung des äußerst kurzweiligen Abends sorgte die Kapelle Alteisen. Ein weiteres Highlight war zudem der Auftritt von Gemeindediener Karl Baumann, welcher mit seinen Gstanzln das Publikum zum Lachen brachte.

Da die erste urkundliche Erwähnung eng verbunden mit der Kirche ist, feierten die Pietenfelder mit Pfarrer Bernhard Kroll den sonntäglichen Festgottesdienst auf dem Dorfplatz. Hierbei stand die Geschichte vom Apfelbaum im Mittelpunkt. Anhand der Erzählung in der ein Apfelbaum alle bei sich willkommen heißt – die Vögel dürfen in seinen Zweigen nisten, Maulwürfe und Igel bei ihm Unterschlupf suchen, obwohl ihn die anderen Bäume kritisieren – verdeutlichte den Gottesdienstbesuchern die Bedeutung der Dorfgemeinschaft. Der Wert von guten Beziehungen und einem gemeinsamen Miteinander wurde dann auch in der Predigt von Pfarrer Kroll und den Fürbitten nochmals deutlich gemacht. Für den würdigen musikalischen Rahmen des Festgottesdienstes sorgte die Pietenfelder Dorfmusi, welche auch den anschließenden Frühschoppen mit ihrer Musik begleitete. Fortgesetzt wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten am Nachmittag mit Kinderspielen „anno dazumal“ und einer Kirchenführung in der Pfarrkirche. Den Mitgliedern des Pfarrgemeinderats gelang es hierbei den knapp 50 Besuchern einen kurzweiligen Einblick in die Geschichte des örtlichen Gotteshauses zu geben. Nach Daten und Fakten zur Geschichte der Pfarrei und dem Kirchenbau von Johanna Stark jun. erläuterte Sabine Kulzer die Ausstattung des Kirchenraums. Neben Informationen zum ältesten Kirchenschatz der Pfarrei, konnte sie auch mit für viele überraschenden Informationen zum früheren Hochaltar und anderen Gegenständen und Malereien aufwarten. Wie auch bereits an den beiden vorausgegangenen Tagen konnten sich die Besucher in einer Fotoausstellung die Veränderungen und Entwicklung des Ortes vor Augen führen. Ab dem späten Nachmittag strömten immer mehr Gäste auf den Festplatz, um den krönenden Abschluss des Wochenendes, das eigens von Daniel Bösl verfassten Jubiläumstheater, zu sehen. Die Pietenfelder Lumpen stimmten die in großer Zahl gekommenen Besucher kurz vor Beginn mit einer kleinen Singprobe auf den abschließenden Höhepunkt ein. Das eigens von Quirin Birzer komponierte Jubiläumsprosit, sollte schließlich am Ende des Theaters von allen gemeinsam gesungen werden. Doch Petrus hatte leider kein Einsehen mit den Pietenfeldern und öffnete pünktlich zum Theaterbeginn die Himmelsschleusen. Nachdem Regisseur Daniel Bösl die Besucher gekonnt und stilvoll mit auf die Reise ins Jahr 1908, in welchem das Stück spielt, genommen hatte, schien es kurz so als sollte der Regen aufhören und das Jubiläumstheater zur Aufführung kommen. Doch alles Hoffen und Bangen half nichts. Es prasselte bald umso stärker auf den Dorfplatz nieder, weshalb Regisseur Bösl nach knapp einer halben Stunde entschied die Aufführung ausfallen zu lassen. Nach monatelanger Vorbereitungsarbeit und zahlreichen Proben schmerzte die ins Wasser gefallene Vorstellung vor allem den Verantwortlichen und Schauspielern. Der tosende Applaus der Zuschauer, als sich alle Akteure am Ende auf der Bühne präsentierten war für diese dann nur ein kleiner Trost. „Es ist wirklich sehr schade, dass das Wetter dem Jubiläumstheater einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, insbesondere weil so viel Arbeit im Vorfeld dafür aufgewendet wurde“, fasste Bürgermeister Andreas Birzer treffend in Worte, was sich so viele gedacht hatten. Doch nach dem ausgefallenen Theater blieb es für die Besucher nochmal spannend. Stand doch die Frage im Raum, wer die Jubiläumsscheiben, auf welche während der Feststage fünf Schüsse am Schießstand der Schützengesellschaft Hubertus Pietenfeld abgegeben werden konnten, gewonnen hatte. Dieses Geheimnis lüftete dann Bürgermeister Andreas Birzer gemeinsam mit Schützenmeister Stefan Tauflinger. Die vom Gemeindeoberhaupt gestiftete Jugendscheibe konnte Simon Volnhals mit seinen hervorragenden 11 Teilern nach Hause nehmen. Die Jubiläumsscheibe für alle Erwachsenen, welche Maria Morgott gespendet hatte, durfte sie gemeinsam mit dem Bürgermeister an ihren Sohn Stephan Morgott überreichen. Nach diesem letzten Programmpunkt waren die lange geplanten Tage dann auch schon wieder vorbei. „Es war ein rundum gelungenes Fest, das die Erwartungen wirklich übertroffen hat. Dank dem Engagement aller Ortsvereine und den vielen Helfern war es ein schöner Erfolg, bei dem sich Pietenfeld super präsentiert hat“, so das Fazit des Bürgermeisters. „Dieses Gemeinschaftserlebnis wird hoffentlich hineinwirken in die Dorfgemeinschaft. Ich bin dankbar und stolz was die Pietenfelder mit ihrem Fest geleistet haben.“ Das ausgefallene Theater als einziger Wehmutstropfen konnte die Stimmung auch am Abend nicht gänzlich trüben. Für alle stand nach kürzester Zeit fest, dass das Theater nicht ausnahmslos ausfallen dürfe. „Sicherlich wird es im Herbst eine Möglichkeit geben, das Stück in einem würdigen Rahmen aufzuführen.“, so Bürgermeister Birzer. Dies sahen auch viele andere Gäste so. „Unser Jubiläumsjahr ist ja noch nicht vorbei“, war da einige Male zu hören, „jetzt haben wir mit dem hoffentlich nachgeholten Theateraufführung einfach nochmal einen Grund zu feiern!“